Viele Frauen fragen sich, ob sie CrossFit während der Schwangerschaft machen können oder ob der Sport zu gefährlich für das ungeborene Kind ist. Das CrossFit Journal hat hierzu bereits einige interessante Beiträge veröffentlicht (nur in English). Wir dachten, wir fragen mal genauer bei einem unserer Mitglieder nach, die es wissen muss. Tausha trainiert bereits seit über 6 Monaten bei uns und ist mittlerweile hochschwanger. Trotzdem nimmt sie drei Mal pro Woche an unseren CrossFit WODs teil und das mit Bravour – Wir haben großen Respekt vor ihrer Leistung und wünschen ihr für die restliche Schwangerschaft und die Geburt alles Gute!
Wie waren Deine Erfahrung mit CrossFit vor Deiner Schwangerschaft und welche Einstellung hattest Du zu diesem Sport?
Ich habe CrossFit im Juni 2016 in Florida bei CrossFit Route3 Merritt Island angefangen. Mein Mann, damals Freund, dachte, dass wir so am einfachsten Freunde kennenlernen bzw. Bekanntschaften machen. Da ich zuvor beim U.S. Militär gearbeitet habe, hat mich natürlich auch die Grenzerfahrung bei CrossFit gereizt.
Ich wollte etwas machen, was mich fordert, meine Fähigkeiten verbessert und mich motiviert. Der dortige Coach Fernando war super und hatte den Anspruch jeden – so gut es ging – individuell zu trainieren und eigene Ziele zu verfolgen. Anfänglich stand ich dem olympischen Gewichtheben skeptisch gegenüber, da vor allem dort meine Mobility Defizite zum Vorschein kamen. Aber ich blieb am Ball, bewies Ausdauer und wurde Schritt für Schritt besser.
Nach und nach war ich auch immer mehr in der dortigen Community integriert und schloss erste Freundschaften. Vor allem in Partner- und Team- WODs lernte man die Mitglieder besser als in den regulären workouts kennen. Während der CrossFit Open 2018 zog ich nach Deutschland. Es gab zwei Gründe mich trotzdem für die CrossFit Open anzumelden: Erstens, um zu sehen, wie sich meine Fitness innerhalb eines Jahres verbessert hat und zweitens, um mich selbst zu motivieren nicht aufzuhören und aktiv zu bleiben. Als ich in Stuttgart ankam, nutzte ich die CrossFit Open, um verschiedene CrossFit Boxen in der Stadt auszuprobieren. So fand ich CrossFit Four Horsemen und entschied mich für diese Box. Kurz nachdem die CrossFit Open vorbei waren, fand ich heraus, dass ich schwanger war.
In der wievielten Woche bist du in deiner Schwangerschaft und wisst ihr schon, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird?
Im Moment bin ich der 35. Schwangerschaftswoche. Am 6. Dezember, Nikolaustag, erwarten wir einen Jungen Namens Theodore. Da es mein erstes Kind ist, ist alles noch sehr neu für uns.
Was hat sich verändert nachdem du erfahren hast, dass Du schwanger bist?
Wenn man schwanger ist, rückt der Fokus deutlich mehr auf die Gesundheit, da man sich nicht nur um sich selbst, sondern auch das Baby Gedanken macht. Für mich bedeutet dies, dass ich deutlich mehr trinken muss. Natürlich auch, dass man gesund und richtig isst und so gut es geht auf Koffein verzichtet. Ich fing auch an mich darüber zu informieren, was für Training gut oder schlecht für mich ist.
Du hast während deiner gesamten Schwangerschaft bzw. bis heute CrossFit gemacht. Was hat sich an Deinem Training während dieser Zeit geändert?
In meiner letzten Box hatten wir einige Schwangere im CrossFit, also wusste ich, dass es möglich ist weiter zu trainieren. Nachdem ich mit meinem Arzt gesprochen hatte, trainierte ich, wie gewohnt weiter. Mir wurde gesagt, dass ich alles machen kann, wie vor der Schwangerschaft, aber ich mehr auf meinen Körper hören sollte. Also las ich Erfahrungsberichte anderer CrossFit-Athletinnen und habe so einen auf mich zugeschnittenen Plan entwickelt. Dies beinhaltete neue Ziele zu definieren und mich nicht auf mein Körpergewicht oder Hantelgewichte zu versteifen. So habe ich alle früheren PRs auf 70% beschnitten und damit gearbeitet. So vermied ich zu viel Belastung. Weiterhin schieden z.B. Klimmzüge aus, also waren von nun an Ring Rows eine meiner Spzialitäten. Kopfüberübungen – Handstandwalks – fielen aufgrund von Schwindel auch aus, so wurden daraus vermehrt Dumbbell Strict Presses. Mit der Zeit wurde der Babybauch zu groß für Liegestützen und Burpees, aber die angepassten Versionen mit dem Extragewicht waren anstrengend genug. Box Jumps wurden irgendwann zu hoch aber Double Unders gehen immer noch. Atmung und Geschwindigkeitseinteilung ist etwas, das in der Schwangerschaft noch wichtiger wird. Dass ich in der Lage bin meine Herzfrequenz und Atmung zu kontrollieren, hilft mir sehr mich auf ein WOD zu konzentrieren und es zu beenden.
Bei Sit Ups hielt ich z.B. immer die Luft an, doch mit dem Baby muss ich meine Atmung nun auf die Bewegung abstimmen, um sie leichter zu machen. Das Gleiche gilt z.B. auch für Wall Balls. Zu wissen wie man seine Kraft einteilen muss und Pausenzeiten im WOD sinnvoll einsetzt, hilft mir nicht zu schnell zu ermüden. Die richtige Technik wurde mit zunehmendem Babybauch noch wichtiger. Vor allem weil er beim Olympischen Gewichtheben immer mehr in den Weg gerriet. Ebenso machte es sich bemerkbar, ob der Rumpf aufgrund von Ermüdung fest oder zu locker war.
Was hat dich am crossfitten während Deiner Schwangerschaft überrascht?
Überrascht hat mich, dass ich immer noch dabei bin. Jeden Monat bespreche ich mit meinem Mann, ob ich aufhören sollte. Er ermutigt mich dann weiter zu machen, weil es immer noch möglich ist. Was mich auch überrascht, ist wenn ich ein WOD vor anderen beende. Ich glaube, dass es an der Anpassung des WODs, der Atmung und Krafteinteilung liegt, aber ich weiss auch, dass ich den Einsatz zeige, der mich zu diesem Punkt bringt. Ich glaube am meisten sind andere überrascht, dass ich immer noch dabei bin.
Glaubst Du dass CrossFit dir in der Schwangerschaft geholfen hat? Wenn ja, wie?
Ich glaube sehr wohl, dass CrossFit mir in der Schwangerschaft geholfen hat. Ich bin immer noch aktiv. Ich habe nur minimal Gewicht zugenommen, gemessen an anderen. Wenn ich den Hebammen in der Geburtsvorbereitnúng zuhöre, denke ich auch, dass CrossFit geholfen hat meine Einstellung auf das vorzubereiten was mich bei der Geburt erwarten wird. So sagte mir eine Geburtshelferin, dass mich 30 sek. Intensität während einer Wehe gefolgt von 90 sek. Entspannung erwarten würden. Das erinnert mich sehr an das, was wir im Kraftteil einer Klasse machen. So denke ich, dass CrossFit Körper und Geist auf das Zukünftige vorbereitet.
Welchen Rat würdest Du Schwangeren geben, die mit CrossFit weitermachen möchten?
Der Ratschlag, den ich gebe lautet, ihr kennt euren Körper am besten! Die Erfahrungen jeder einzelnen Schwangeren sind unterschiedlich. Lasst euch nicht von Neinsagern irritieren. Macht euch selbst schlau und passt auf euch auf.